Langeweile und Kreativität – zwei Paar Schuhe?

Warum es nützlich sein kann, wenn man sich langweilt!

Man kennt das schon gar nicht mehr, sich zu langweilen. Kommt eine freie Minute, denkt man schon wieder darüber nach, was noch erledigt werden muss oder welche Nachrichten noch nicht gecheckt sind.

Langeweile macht sich meistens dann bemerkbar, wenn Belastungen oder Stress wegfallen. Denn beides blockiert die Seele und hemmt die Verbindung zu sich selbst. Das schöpferische Interesse an dem, was um einen herum passiert, hat abgenommen. Solche Momente sind nur schwer auszuhalten und wahrscheinlich genau deswegen versuchen wir, die Langeweile so gut wie möglich zu meiden – oft durch „Herumgespiele“ auf unseren Handys oder anderen Zerstreuungen. Nicht nur, dass wir den Kontakt zu uns selbst verlieren, indem wir uns mit dem Telefon über Momente der Langeweile herüberretten, nein, wir verlernen auch soziale Fähigkeiten und Empathie im Umgang mit anderen.

Kinder sollen ermutigt werden, Langeweile auszuhalten – das rät die Züricher Psychologin, Verena Kast geplagten Eltern. Nur so kommt die Innenwelt von selbst wieder in Bewegung und bringt Kreativität hervor. Wir sind da wahrscheinlich sogar noch einen Schritt zurück, denn Langeweile kommt bei unserer Dauerbeschäftigung schon gar nicht mehr vor. Dennoch gibt es im wahrsten Sinne des Wortes einen ganzen Markt an Möglichkeiten, der uns das Aushalten von Langeweile oder auch das Nichtstun beibringen soll.

Kreativität

Es gibt Achtsamkeitsseminare, Schweigewochenenden und auch Apps, die einen daran erinnern, wie oft man sein Smartphone benutzt oder die einem beibringen wollen, seinen Handykonsum zurückzufahren. Doch nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Arbeit kann Langeweile hilfreich sein. Zwei Psychologinnen der University of Central Lancashire fanden in einer Studie heraus, dass Langeweile am Arbeitsplatz zu kreativeren Problemlösungen führen kann. Sie quälten die Testteilnehmer mit besonders monotonen Aufgaben und führten anschließend Kreativitätstests durch. Sie stellen dabei fest, dass unser Bewusstsein bei besonders langweiligen Aufgaben anfängt, die Gedanken auf Wanderschaft zu schicken und so das Kreativitätspotenzial für folgende, nicht-monotone Aufgaben erhöht. Nicht nur für uns selbst also, sondern auch für unsere Arbeit kann es hilfreich sein, sich mal so richtig zu langweilen. Nur eines muss man dafür können – abschalten.

Autorin: Charlotte Meyer (Uni.de)