„Selig sind die, die einen Sprung in der Schüssel haben, denn sie lassen das Licht durschscheinen.“
Michel Audiard
Dieses Zitat soll ein Mutmacher sein der nichts anderes zum Ausdruck bringt: Dass jeder Riss, den wir in unserem Leben erleiden nicht vergebens ist, sondern reparaturfähig. Die Kunst des Kintsugi will uns lehren auf eine kreative Art besser mit Bruchstellen in unserem Leben umzugehen, zu heilen und uns stark zu machen.
Der Begriff „Kintsugi“ kommt aus dem japanischen und stammt von den Wörtern kin (Gold) und tsugi (Verbindung) und bedeutet wörtlich „Goldverbindung“. Die Kunst des Kintsugi nennt man kintsukuroi, was so viel wie „Goldreparatur“ heißt.
Es handelt sich um einen Wiederherstellungsprozess, der große Sorgfalt und Geduld erfordert. Er umfasst mehrere Etappen, die sich über Wochen oder gar Monate hinziehen.
Die Scherben des zerbrochenen Gegenstands werden geordnet, gesäubert und mit einem traditionellen Lack aus dem Saft des Lackbaumes zusammengefügt. Die Risse hebt man dann mit mehreren Lackschichten hervor, auf die am Ende Goldstaub gestreut wird. Das Metall vermischt sich mit dem noch feuchten Lack, und es entsteht die Illusion einer goldenen Ader.
Aber auch ohne den Reparaturprozess in der Praxis umzusetzen, kann man sich in seinem persönlichen Heilungsprozess von der Philosophie des Kintsugi inspirieren lassen, um zu seiner Ganzheit und persönlichen Ausstrahlung zurückzugelangen.
Der Weg des Kintsugi lässt sich als eine Form der Kunsttherapie betrachten, durch die wir lernen, Erlittenes zu transzendieren – quasi unser Blei in Gold zu verwandeln. Kintsugi erinnert uns daran, wie sehr unsere sichtbaren und unsichtbaren Narben der Beweis dafür sind, dass wir Krisen überwunden haben. Denn sie materialisieren das Erlebte und versichern uns „Du hast es geschafft“. So wirken sie letztendlich wie eine Bereicherung und seelischen Stärkung.
Quelle: Céline Santini